Wo Paramente ihre Flecken verlieren
Textilpflege als Handwerk: Die Firma Manthey arbeitet seit mehr als hundert Jahren im
Kölner Westen und säubert auch wertvolle historische Gewänder VON CARL-H. PIERK
Textilpflege als Handwerk ist in Deutschland zur Ausnahme geworden. Textilien mit
hohem Wert gehören jedoch nicht in die „Schnellreinigung an der Ecke“. Die
Textilpflege Manthey in Frechen bei Köln betreibt die Textilpflege noch als Handwerk –
und das seit mehr als hundert Jahren.
Mittlerweile pflegen die Mantheys in der vierten Generation Textilien. Dass sie als
Meister ihres Fachs anerkannt sind, das merken die Textilreinigermeister Henrik und
Eberhard Manthey mit Frau Annelie an den gut gefüllten Auftragsbüchern: Dank
Internet kommt sensible Ware aus dem ganzen Bundesgebiet. 2011 gab es für die
erfolgreiche Textilpflege von der Fachpresse in Berlin den „Goldenen Kleiderbügel“als
„vorbildliche Exklusiv-Reinigung“, die Handwerkskammer Köln zeichnete die Firma
mit der Ehrenplakette aus.
Neben Brautmode, Krawatten und Uniformen finden immer mehr Paramente den Weg
nach Frechen. Kein Wunder – die meist hochwertigen Gewänder bedürfen einer
besonderen Erfahrung in der Pflege. Oft nehmen chemische Reinigungen Paramente
nicht an, da ihnen das Risiko zu groß ist. Als Paramente werden Textilien bezeichnet,
die in der Liturgie verwendet werden. Messgewänder und Stolen, oftmals mit
künstlerisch aufwändigen Verzierungen, Alben, Chorröcke, Talare, Tuniken, aber auch
Kelchwäsche oder Altartücher zählen dazu. Das Wort Paramente stammt aus dem
Lateinischen „parare mensam“ und heißt wörtlich übersetzt „den Tisch bereiten“.
Im Schatten der St. Audomar-Kirche beheimatet, sind die Mantheys immer schon
Partner der Pfarreien im weiten Umfeld gewesen. Online ist die Textilpflege Manthey
schon seit 1996; sie gehörte damals zu den ersten der Branche. Dank des Internets wird
Kirchen in ganz Deutschland die Paramentenreinigung angeboten.
Erfahrung braucht man bei der Paramentenreinigung, wenn es sich bei den Gewändern
um sehr alte Stücke handelt. Hier gilt zu erkennen, wie viel Pflege dem Textil überhaupt
zugemutet werden kann. Ist ein zu großer Verschleiß sichtbar, wird mit den Besitzern
überlegt, welches Risiko man eingehen möchte. Doch selbst bei Museumsstücken ist in
den meisten Fällen eine Reinigung möglich.
Eine andere Herausforderung sind die verschiedenen zierenden Applikationen auf den
Gewändern. Neben aufwendigen Stickereien findet man auch Bemalungen und
Vergoldung von Teilflächen. All diese Besätze gilt es zu schützen. Durch die schonende
Reinigung im Lösungsmittel erhalten die Gewänder wieder leuchtende Farben.
Außerdem werden Schmutzpartikel ausgespült, die die Textilien langfristig schädigen.
Die regelmäßige Pflege der Gewänder ist eine Werterhaltung, da Schmutz die Faser
schädigt und Schädlinge anzieht.
Anders als bei einer Wäsche findet bei der Reinigung im Lösungsmittel keine
Faserquellung statt, sodass die Faser sich auch nach mehrmaliger Reinigung nicht
negativ verändert. „Angst, dass oftmaliges Reinigen dem Textil schadet, ist also
unbegründet“, meint Tochter Michaela Gallhoff. Sie hat ebenfalls die Meisterprüfung
absolviert und ist heute vor allem als Obermeisterin und Gutachterin tätig.
Zum Service der Firma gehört auch die Fleckentfernung. Hier spielt allerdings der
Faktor Zeit eine Rolle, erläutert Eberhard Manthey. „Flecken, die bereits seit Jahren im
Textil verharren, sind kaum noch zu entfernen. Hier geht die Flecksubstanz eine
Reaktion mit der Textilfaser ein und ist nicht mehr zu lösen.“ Besonders tückisch:Viele
Verfleckungen werden erst durch Alterung als Vergilben sichtbar, etwa Schweißränder
im Kragenbereich. Eine zeitnahe Reinigung kann dies verhindern. Bei jüngeren Flecken
bekommt man in Frechen nahezu alles heraus, was entfernbar ist. Hierbei kommen
unzählige Hilfsstoffe und jede Menge Erfahrung zum Einsatz. Zum Schluss werden die
Paramente mit einer sogenannten Finish-Behandlung wieder in Form gebracht. Um den
Versand kümmert sich Henrik Manthey persönlich – Verwechslungen hat es hier noch
nie gegeben. Eine Spedition liefert die gepflegten Gewänder hängend zurück.
Info:
Textilpflege Manthey, Abt. Paramente,
Othmarstr. 7, 50226 Frechen,
Tel.: (0 22 34)58303
www.kirchentextilreinigung.de
© Textilpflege Manthey
“Wo Paramente ihre
Flecken verlieren”
Dieser Artikel erschien in der
“Tagespost”, die “Katholische
Zeitung für Politik, Gesellschaft und
Kultur”
Erschienen 17.11.2012
Spezialisten in handwerklicher Textilreinigung: Annelie Manthey (links), Henrik Manthey
(Mitte) und Eberhard Manthey. Foto: Manthey
Ein reich
besticktes
Stück
kostbaren
Stoffes. Eine
sorgfältige
Reinigung
beschädigt die
Substanz
solcher
Textilien
nicht.
Foto: Manthey